Bürgemeisterkandidatin der Linken ist Melina Grigoriadis Linke: „Jugendliche Partei, aber keine Jugend-Partei“

Neuss · Ortstermin mit Melina Grigoriadis auf dem Markt. „Dürfen wir ein Selfie mit dir machen?“, fragen zwei junge Frauen spontan die Bürgermeisterkandidatin der Partei Die Linke. „Das passiert mir immer wieder“, freut sich die 27-Jährige über den plötzlichen „Ruhm“. Die Linke – eine Partei für junge Menschen? „Nicht nur, wir sind für jede und jeden, wir sind eine überwiegend jugendliche Partei, aber keine Jugend-Partei“, sagt sie und listet Themen wie „bezahlbarer Wohnraum“ und soziale Gerechtigkeit auf. Und schließlich laute ihr Wahlslogan „Gemeinsam für alle!“

Die Linke schickt Melina Grigoriadis ins Rennen um das Amt der Bürgermeisterin.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Grigoriadis ist in Neuss geboren und hier als „Sandwich-Kind“ mit zwei Brüdern bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. „Das war prägend, ich musste früh Verantwortung übernehmen.“ Daher stamme wohl auch ihre Empathie gegenüber Menschen, „die nicht so viel haben“.

Mittlerweile arbeitet die gelernte pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte bei einer Krankenkasse. Zuvor hatte sie sich unter anderem in der Niedertor-Apotheke, als Zeitungsausträgerin und an der Rezeption eines Fitnessstudios ausprobiert.

Erst seit Februar 2025 ist sie Mitglied bei den Neusser Linken. „Als die Bundestagswahl vor der Tür stand, hatte ich das Gefühl, etwas tun zu müssen.“ Ein gutes halbes Jahr später ist sie zur Bürgermeisterkandidatin aufgestiegen. Bei zahlreichen Gesprächen an Infoständen habe sie das Gefühl bekommen, dass die Bürger „uns Linke brauchen und sehen, was wir für Neuss bewirken, zum Beispiel bei der sozialen Gerechtigkeit“, so Grigoriadis.

Zwar würden sie auch Politik für die Jugend machen – die Linke fordert zum Beispiel die Einrichtung eines Jugendrats –, aber alle Bürger könnten von ihren Ideen profitieren. Gefordert wird zum Beispiel die Einführung des kostenlosen ÖPNV sowie die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Grigoriadis spricht von der Möglichkeit der „Nachverdichtung“. Zudem solle die Stadtverwaltung gegen Mietwucher vorgehen.

„Ich bin links, queer und feministisch“, sagt Grigoriadis, „das wird leider oft falsch verstanden; es bedeutet Liebe, Vielfalt und Gleichberechtigung.“ Zudem richtet sie sich gegen die Diskriminierung von Migranten, Obdachlosen und Jugendlichen, wie zum Beispiel denen, die häufiger auf der Pierburg-Brücke zu sehen seien.

„Auch ist es mittlerweile zum guten Ton geworden, Bürgergeldempfänger als Schmarotzer zu bezeichnen“, befürchtet die junge Politikerin den Anstieg „sozialer Kälte“. Sie fordert mehr soziale Gerechtigkeit: „Soziale Sicherheit bewirkt auch mehr Sicherheit in der Stadt und somit weniger Angst unter den Menschen. Unsere Stadt ist nicht zu unsicher, sondern zu ungerecht.“

Als Bürgermeisterin wolle sie „klare feministische Akzente setzen, die überall sichtbar sein sollten – auch in der Sprache“, spricht sie sich für das Gendern aus.